CD-Preview: Coppelius – Kammerarchiv

Willkommen in der Welt von Coppelius. Kommen Sie herein! Seien Sie nicht schüchtern! Treten Sie näher! Hier gibt es etwas zu hören: Wir bieten Ihnen ein nie dagewesenes, buntes Potpourrie aus Liedern der vergangenen Jahrzehnte, gepaart mit Neuem im bekannten Stil und Neuinterpretationen der Lieder anderer Musizierender. Ein Blick in das Kammerarchiv.

Wir beginnen mit „I get used to it“, einem Stück aus längst vergangenen Zeiten, dem anscheinend ein entscheidendes Schüttelei am Ende fehlte und das es deswegen geschafft hat, erneut von Coppelius interpretiert zu werden. Ich kann dem nur zustimmen: das Schüttelei trägt ganz Wesentlich zum besseren gelingen des Liedes bei und wer könnte es den Musikanten verdenken, dass sie durch Neuauflage von alten Stücken, den damit generierten Umsatz ohne weiteren kreativen Einsatz potenzieren wollen? Nur zu meine Lieben, nur zu!
Wir freuen uns, dass es auch „Kein Land so schön“ aus der Oper „Klein Zaches genannt Zinnober“ in die Produktion geschafft hat, denn was wäre eine Retrospektive von Coppelius Werken, ohne das ein oder andere Zitat aus der Oper?

Es folgen zwei Interpretationen des 1981er Iron Maiden Albums „Killers“: „Ides of March“, gefolgt von „Wrathchild“. In gewohnter Manier überzeugt der Einsatz von Klarinette und Kontrabass anstelle des gewohnten Metal-Instrumentariums.
Im nächsten Stück entfernen wir uns ein wenig von den harten Klängen und hören eine fast jazzige Nummer die passenderweise auch mit „Mir Egal“ betitelt wurde. Anschließend legen wir mit „Dreaming“ einen Zahn zu. Klarinette und Schüttelei spielen dann die Einleitung für die Coppelius Interpretation des System of a Down Titels „Radio – Video“. Der geneigte Zuhörer wird feststellen, dass es sich hierbei um eine rundum gelungene Einspielung handelt.

Es folgt die Ballade „Welthentrubel“ und das bereits bekannte Stück „To my Creator“, dem laut der Verlautbarung des Herren Copella doch der ein oder andere entscheidende Ton fehlte und das aufgrund dessen erneut bespielt werden durfte. In der Folge interpretieren Coppelius dann auf gelungene Weise Tom Waits („Way down the hole“) und bieten im Anschluß ein weiteres Lied mit Opernbezug dar. Es erfreut mich, dass Lieder wie „Ein kluger Mann“ in meinem Kopf bereits Bilder von Bastille auf der Bühne entstehen lassen. Sicherlich wird dieses, wie auch das darauf folgende „Zeit & Raum“ in der Darstellung auf der Bühne ein hochgenuß für die Zusehenden und -hörenden werden.
Wir widmen uns dem „kalthen Herz“, einem Coppelius Titel wie er im Buche steht. Der Titel lässt an die Märchenerzählung von Wilhelm Hauff denken. Eine düster romantische Komposition mit eingängigem Rhythmus. Durchbrochen durch ein Intermezzo, welches den Zuhörer an eine alte Schallplatte erinnert. Auch thematisch orientiert sich der an dieser Vorlage. Er bedient die gängien romantischen Motive des Herzens, von Sehnsucht und Schmerz. Ein faszinierenden Stück, dass es auch ohne Chorus schafft zu einem Ohrwurm zu werden. Es folgen weitere Oper – Referenzen, bevor Coppelius das Werk mit der Interpretation des Motörhead Titels „1916“ beenden. Ein gelungener Schluß.

Mit Ihrem 6. Album, binnen 200 Jahren Existenz der Formatio Coppelius, liefert das Berliner Septett ein Album ganz anderer Art ab. Befasst sich dieses doch mit den in Ihrem eigenen Kammerarchiv befindlichen Aufnahmen. Die Interpretationen sind mitunter sehr gelungen, auf jeden Fall aber etwas besonderes, da man diese Stücke so ganz sicher noch nie zu Ohr bekommen hat. Das Album ist auf ganzer Linie hörenswert und verdient einen Platz in der CD Sammlung. Ich freue mich bereits jetzt darauf die Songs des Albums auch live erleben zu dürfen und spreche diesem Album eine Kaufempfehlung nicht nur für Liebhaber aus.

Besonders gut gefallen hat mir „Ein kluger Mann“ und „Raum & Zeit“, denn bei diesen beiden Liedern ist die Coppelius eigene Umheimlichkeit gemein. Ausserordentlich gut durchdacht, die herren. Ein Lob von unserer Seite.

Coppelius – Kammerarchiv

Veröffentlichung: 06. September 2019 – Foxy Records (Edel)
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Das Album könnt ihr hier erhalten: Audio CDDigital Download