CD-Preview: Schattenmann – Licht An

„Ohne Schatten gibt es kein Licht, man muss auch die Nacht kennen lernen.“ – Albert Camus

Etwas rührt sich in den Schatten. Etwas will ans Licht. – Schattenmann sind da! Erst Ende 2016 haben sie sich zusammengefunden und schon jetzt visiert das Quartett große Ziele an. Diese junge Band aus Nürnberg hat eine klare Vorstellung von sich selbst und die Fähigkeit ebendiese auch auf Platte und live an den Mann zu bringen. Neue Deutsche Härte 2.0, so einfach und präzise definieren Sänger Frank Herzig, Gitarrist Jan Suk, Basser Luke Shook und Drummer Nils Kinzig ihren monumentalen und wuchtigen Sound. Gespeist wird er aus der NDH, aus Industrial und Metal und ohne Scheu auch melodische Hooklines einfließen zu lassen – vor allem aber zeichnen sich Schattenmann durch eines aus: dem brennenden Bedürfnis, alle inneren Dämonen zu exorzieren.

Der Schattenmann steht für die Seite in uns, die wir lieber verborgen halten. Die manchmal aber eben hervorbricht, die sich nach Freiheit sehnt, die ausgelebt werden will. „Wir singen über das, was uns selbst in Atem hält“, so Sänger Frank. „Wir wollen das im Verborgenen liegende zu Tage fördern.“ Stücke wie das explosive „Brennendes Eis“, das hochemotionale „Gekentert“, das ikonische und hymnische „Licht an“ oder das auffällige, provokante „Generation Sex“ zeigen, welches Potenzial in dieser Band steckt, die gerade erst anfängt. „Wir sind bereit, alles für Schattenmann zu geben“, betont Frank Herzig entschlossen. Die vergangenen Monate sind Beweis genug, dass die Band mit großen Schritten vorwärts strebt: Diverse Live-Shows, eine exklusive und bereits ausverkaufte Tour-EP und natürlich das Debütalbum „Licht An“ stärken Schattenmann den Rücken und motivieren auf genau diese Weise weiterzumachen.

Ihr Debüt ist der erste Schritt in eine klangliche Welt, die gleichermaßen lockt wie verstört. „Schattenmann bieten eine ebenso geheimnisvolle wie unerbittliche Reise zwischen Licht und Dunkel“, fasst Frank zusammen, dessen unverkennbare Stimme der Band einen einzigartigen Charakter verleiht. Jahrelang trug Herzig musikalische und lyrische Ideen und Visionen mit sich herum, unwissend, dass sie längst die Saat waren, aus der jetzt Schattenmann emporgewachsen ist. Schäumende Härte wird von epischen Melodien im Zaum gehalten, militant marschierende Beats wechseln mit ruppigem Thrash-Drumming, brettharte Gitarrenwände vermischen sich mit orchestralen Synthies. Das mag ungewohnt klingen, aber Grenzen sind da, um überwunden zu werden. – Und so erschaffen Schattenmann locker eines der spannendsten und originellsten NDH Debüts der letzten Jahre.

Darüber hinaus stehen die Zeichen gut: Die Neue Deutsche Härte braucht frische Helden! Auf Konzerten mit Stahlmann oder Heldmaschine konnten Schattenmann mit ihrer fulminanten Show viele neue Fans für sich gewinnen. Diese Band hat Bock, diese Band ist hungrig, diese Band wird alles tun, um uns auf die dunkle Seite zu locken. Und der eindrucksvoll mit den Muskeln spielende Erstling Licht An liefert gleich unzählige gute Gründe, warum wir dieser Versuchung widerstandslos nachgeben sollten.

Die Tracks:

Den Beginn macht das Album direkt mit dem Titelsong. Licht An! stellte auch gleich die erste Auskopplung des Albums dar. Ein kraftvoller und prägnanter Song. Der Song beginnt mit einem kurzen Synthie Intro, bevor die Gitarren und die Drum die Marschrichtung angeben. Kurz darauf setzt Franks Stimme ein. Der Song lässt keinen Zweifel daran hier wird nicht mit Energie und Kraft gegeizt. Noch besser kommt der Song jedoch mit dem entsprechenden Musikvideo. Denn hier wird das Konzept Schattenmann deutlich … ein Spiel mit Licht und Schatten, mit Schwarzlicht und fluoreszierender Farbe. Unterm Strich ein toller Opener für ein Debütalbum. Als nächstes folgt die jüngste Veröffentlichung, Brennendes Eis ist ein emotionaler Song, dem jedoch nicht an Energie und Kraft mangelt, welche reine tolle Melodie beinhaltet und einen echten Ohrwurmcharakter bietet. Nun folgt das erste Mal eine Ballade. Mit Gekentert zeigt Schattenmann, das sie mehr können als nur Druck und Energie  zu versprühen. Schattenmann beweist das Sie auch Gefühle zum Ausdruck bringen können. Der Gesang ist in diesem Song von verschiedenen Klangfarben gezeichnet, was ihn sehr lebendig und Abwechslungsreich gestaltet. Mit Zahn der Zeit folgt der erste absolut neue Song, konnte man die vorherigen Songs doch alle bereits auf YouTube und oder auf der Limited Tour EP zu hören bekommen, wenn auch mitunter in anderen Versionen). Dieser Song kommt sehr düster und schwerwiegend daher. Die Melodie erdrückt einen förmlich und auch der ruhige und fast schon monotone Gesang in diesem Song unterstreicht die dunkle und bedrohliche Atmosphäre. Nach diesem Song ist es Zeit sich von den Ketten wieder zu befreien und richtig Druck aufzubauen. Dafür ist AMOK bestens geeignet. Der Song springt zwischen ruhigen Parts, der Ruhe vor dem Sturm, und brachialen energiegeladenen Parts, wenn es zur Sache geht. Das Thema ist definitiv kein schönes, so gab es in der Vergangenheit doch immer wieder diverse Amokläufe und dieser Song erzählt die Geschichte aus dem Blickwinkel eines Amokläufers. Krass dargestellt, aber der Song lässt in meinen Augen auch eine Frage offen: Geht einem Amoklauf in vielen Fällen ein nicht beachteter Hilferuf vorausgegangen? In dem Song wird es so dargestellt und ist in diesem Sinne dann auch als Warnung zu verstehen, besser zuzuhören und Hilferufe nicht einfach zu ignorieren. Generation Sex so heisst die 2. Auskopplung aus dem Album, zu der auch ein sehr pikantes Video produziert wurde. Dieser Song ist wie auch der vorangegangene Song sehr sozialkritisch. Und hält dem Hörer dem Spiegel vor. So wird man heute ob man will oder nicht quasi zu jederzeit mit Sex konfrontiert. Wir leben in der Generation Sex. Sehr treffend auf den Punkt gebracht, der erhobene Zeigefinger ist da, wird aber durch fröhlichen und kindlichen Gesang zu Generation Sex verhüllt. Jedoch ist es auch hier direkt wieder möglich eine versteckte Kritik zu finden, so ist es doch heute für jeden egal welchen Alters möglich mit Sex in Kontakt zu kommen, eine Tatsache, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, von der heutigen Gesellschaft und Politik jedoch weitestgehend billigend in Kauf genommen wird. 9MM mein persönlicher Lieblingssong auf dem Album. Der Song geht steil nach vorne, ist kompromisslos direkt und macht einfach richtig Bock. Natürlich ist das Thema auch kein wirklich schönes, aber der Song gibt einen Förmlich einen Tritt in den Arsch und man kann nicht anders als sich bewegen. Diesem Song verleihe ich sehr gerne das Prädikat „Unbedingter Anspieltipp“ Anlage auf 10 Welt aus und ab gehts. Krieger des Lichts so heisst der nächste Song des Albums und ich vermute, das so auch eine neue 4. Auskopplung aus dem Album heissen könnte. Der Song beginnt mit einem basslastigen Synthie, bevor Franks dunkle und raue Stimme einsetzt. Der Song gibt Hoffnung auf einen neuen Erlöser, zu diesem Song wird die Band auf Ihrer Tournee einen Gast auf die Bühne holen und ihn auferstehen lassen als Krieger des Lichts. Sehr passend. Tolle Idee, und der Song ist eingängig. Ohrwurmcharakter. Trümmer und Staub ist eine ruhigere Nummer, sehr hörenswert und emotional. Nun der Song zur Band. Schattenmann ein düsterer Song, der durchaus das Potential hat sich zu einem Hit zu entwickeln. Der Song geht richtig gut ins Ohr. Ich habe mich in dern vergangenen Tagen und Wochen immer wieder dabei ertappt, das mir dieser Song im Kopf herumgeisterte. Gut für Schattenmann, schlecht für meine Umgebung. Was mir jedoch himmer wieder auffällt bei dem Song. Hier wird ein Sprichwort verändert. Nicht: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ sondern, „Wer hat Angst vorm bösen Mann„. Immer und immer wieder ertappe ich  mich selbst dabei wie ich den Text, wie er mir geläufig ist, singe. Rot – der vorletzte Song des Albums ist ebenfalls schon oft gehört und ist damit schon einer der Klassiker der Band. Beendet wird die CD mit Gekentert als Unplugged Version, welche auch bereits auf der Limitierten Tour EP zu hören war.

Fazit:

Musikalisch kann man zu Schattenmann einiges sagen. Man hat den NDH definitiv nicht von Grund auf neu erfunden. NDH hat in den letzten Jahren einen riesen Hype erlebt. Schattenmann schlägt hier schon bewusst in die selbe Kerbe, wie die anderen Szenegrößen. Was Schattenmann jedoch einzigartig macht ist deren Live Performance. Das Spiel mit Licht, Schatten, Dunkelheit, Schwarzlicht ist wohl durchdacht und stimmig und perfekt in Szene gesetzt. Das Debütalbum dieser jungen Band kann man sich gut am Stück anhören, es ist klasse aufgemnommen und abgemischt worden. Es gibt viele verschiedene Songs auf dem Album, welche die unterschiedlichsten Atmosphären vermitteln. Musikalisch merkt man, das alle Musiker von Schattenmann gut harmonieren und ihr Handwerk absolut beherrschen. Wenn man auf hohem Niveau jammern möchte, könnte man höchstens noch sagen, dass Franks Stimme noch etwas mehr Kraft und Volumen vertragen könnte. Das ist aber eine Kritik auf sehr hohem Level, und wir sind uns sicher das gerade daran auch noch gearbeitet wird. Anosnten ist das Album ein durchweg gelungeres Debüt und bildet die Grundlage für einen tollen Bandstart. Und das dieses nicht nur wir so sehen, zeigt auch die Tatsache, das die Band mittlerweile auf diversen Sommerfestivals nachgebucht wird.

Schattenmann – Licht An
Veröffentlichung: 02.03.2018 – Drakkar Entertainment Gmbh (Soulfood)
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