CD-Review: Betrayal – Infinite Circles

Das Death Metal Quartett Betrayal wurde in erster fester Besetzung im Jahr 2005 gegründet. In den Folgejahren erspielte sich die Band im Raum Unterfranken erste Bekanntheit. Nach diversen Besetzungswechseln und einer daraus resultierenden längeren Pause, formierte sich die Band im Frühjahr 2015 neu. Nach einer Demo im selbigen jahr wurde im Juni 2016 das erste Album Infinite Circles released. Das Klangspektrum wurde seit der Gründung 2005 deutlich erweitert, jedoch ohne dabei den eigentlichen Black Metal aus den Augen zu verlieren. Technisch und rhythmisch anspruchsvolle Parts welchseln mit eingängigen Melodien, brachialen Riffs und donnernden Blastbeats. Bereits früher begeisterte die Band die Fans der harten Gangart live und ist heute überzeugender denn je. Und liegt das im Juni veröffentlichte Album Infinite Circles vor. Zwar ist es bereits einige zeit lang auf dem Markt, jedoch definitiv gut genug, um es euch hier gesondert vorstellen zu wollen.

Die Tracks:

Infinite Circles wird mit einem einmütigen Intro mit Regenstimmung und Kirchturmglocken eröffnet bis es mit dem ersten Track The Shell gleich mal den Ton angibt. front-coverGleich zu Beginn wird man mit sehr schnellen Doublebase Drumpatterns begrüßt zusammen mit den für Death Metal üblichen midrange Shouts die sich in regelmäßigen Abständen mit tiefen Growls abwechseln. Ähnlich wie mit den Vocals wechselt auch der Distortion klang der Gitarren von einem klaren mittenlastigen Klang immer wieder zu einem tieferen verzerrteren Klang. Generell wurde sich hier aber für einen, für das Genre relativ unüblich, klaren Gitarrensound entschieden. So kriegen wir in The Shell sogar ein sehr melodisches Solo zu hören das eher an klassischere Heavy Metal Stücke erinnert. Dem folgt sofort eine kurze Growlpassage mit aggressiven Drums nur um daraufhin trotzig die Härte komplett rauszunehmen, denn es folgt ein gezupftes ruhiges Akustik-Solo mit Regen im Hintergrund zudem Jazzmäßig auch noch ein Saxophone einsteigt. Und dabei sind wir gerademal beim ersten Song. Beim titelgebenden zweiten Song, Infinite Circles, kristallisieren sich die Grundlagen der Band erst richtig raus. Auch hier wird jedoch die Leadgitarre deutlich betont. Betrayal setzt hier eindeutig auf klaren, untypischen hohen Gitarrensound mit einigen Solos und schnell gespielten Riffs. So erscheinen die Liedpassagen mit tiefen Growls und aggressiveren Drums schon fast als Seltenheit auch wenn sie sich durch das ganze Album durchziehen. Mit einem dumpfen Drumintro geht es weiter mit Contamination. Hier dominieren erstmal schnelle Licks mit langen Pausen dazwischen. Diese gehen über in wirklich sehr gelungene hohe Riffs die auch mit höheren Shouts untermalt werden und einem genialen Solo. Generell ist der Song mit 140BPM nicht besonders schnell, aber durch den massiven Einsatz von 32tel und 16tel Noten und durch die gnadenlos hämmernden Drumpassagen wird hier dennoch für ein Klangbild mit sehr angezogenem Tempo gesorgt. Zeit für Watershed, einem spannungsaufbauenden 2 Minuten Instrumental das in Fighting Perdition überleitet, dem bis jetzt wohl härtesten Song des Albums. Mit einem langezogen „SHUT YOUR MOUTH“ als Intro, kompromisslos schnellen Drums und aggressiven Riffs, alles kombiniert mit den üblichen klaren Gitarrenpassagen. In Flagellation Of Mind gibt es nach einen paar schnellen und langsamen Passagen mit aggressiven Drops ein überraschend atmosphärisches langsame Solo welches zu Beginn von nur sehr passiven Drums begleitet und in eine langwierige Riffpassage überleitet die pompös endet. Mit Monuments wird das Tempo jedoch sofort wieder angezogen mit den bekannten schnellen Drumsets und den aggressiven Gitarrenriffs von denen es diesmal mehr als reichlich gibt. So nähert sich das Album mit The Awakening langsam dem Ende. Dieser Song ist schon fast ungewöhnlich Langsam. Zwar ist das angelegte Grundtempo wie bei fast jedem anderen Song zuvor mit etwa 140BPM das gleiche, aber durch die langsameren Riffs und Drumsets entsteht hier das wohl langsamste Klangbild des Albums. Somit Endet das Album mit Order Of Chaos nochmal besonders Atmosphärisch. Ein ruhige Passage mit Akkustigitarre und Marschgeräuschen über die schwermütig wirkende Zitate gelegt wurden gehen über in mächtige Riffs mit schnellem Drumpattern. So findet Infinite Circles mit den typischen Drums zusammen mit den genreuntypischen klaren Gitarren und den midrange Shouts ein gelungenes Ende.

Fazit:

Infinite Circles ist nicht das was man unter einem typischen Death Metal Album erwartet. Anders wie bei Genrefreunden weden hier einem nicht brutal verzerrte Gitarren um die Ohren gehauen die zusammen mit den gnadenlosen Drumpatterns zu einer einzigen Geräuschkulisse mutieren. Besonders der klare Klang der mittenlastigen Leadgitarre ist hier besonders charakteristisch. Das ist jedoch bei weitem kein schlechtes Zeichen für das Album. Viel eher gehört Infinite Circles zu dem wohl abwechslungsreichsten Album des Genres das ich seit langem hören durfte. Man kann Betrayal definitiv nicht vorwerfen unkreativ zu sein. Besonders die hin und wieder auftauchenden clear-Passagen mit Akustikklang sind hierbei besonders gelungen. Durch das ständige wechseln von mittleren und tiefen Growls entsteht nie das Gefühl von Eintönigkeit. Zugegebenermaßen wird das Klangbild für Hardcore Fans des Genres wohl zu dünn sein, doch gerade dieser Kompromiss der dafür sorgt, dass die ganzen kreativen Bridges, Riffs und Tempowechsel so hervorstechen machen dieses Album Einzigartig und beweist, dass Death Metal zu mehr fähig ist als stumpfes Gitarrengeschrubbe.

Betrayal – Infinite Circles
Veröffentlichung: Juni 2016
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Hier könnt ihr das Album erhalten: Audio CD