CD-Review: La Frontera Victoriana – Über den Äther

La Frontera Victoriana ist ein Forschungsluftschiff, welches von Kapitän Mittka auf der Nebelweide und seiner Mannschaft, bestehend aus Dr. Isidior von Gruvenstein, Friederich Eugenius und Ronald von Nankofen, in waghalsige Abenteuer und rauschende Barbesuche gesteuert wird. Über den Äther ist das 2. Album der aus Kiel stammenden Herren in Gewandung.

Die Tracks:
Der Auftakt Du bist nie allein ist ein rhythmisch gelungener Start ins Album, die Melodie bleibt im Kopf. Wer sich ernsthaft mit dem Songtext auseinandersetz wird feststellen, dass hier mit 1984er Gedanken gespielt wurde. Eine Armee aus Bürgern, überwacht und kontrolliert vom Staat, gelenkt und geleitet. Der Staat verspricht natürlich, nur Gutes zu wollen und zu geben…
Die Wettfahrt fängt mit starkem Schlagzeug an. Auch die Gitarren kommen gut raus, allerdings ist der Gesang für die Instrumente leider nicht stark genug. So erscheint das Lied ein bisschen langweilig. Im Refrain erinnert der Synthesizer ein wenig an ein kleines Raumschiff, welches von der Erde losgelöst ist. La Frontera Victoriana hat aus dem alten Volksreim Brücke über den Main ein super tanzbares Lied geschaffen, schnell, rhythmisch, passender Gesang. Die Melodie und die Lyrics sind schnell im Kopf und verursachen da den ersten Ohrwurm des Albums. Der stärkste Song des Albums. Babylon ist die erste Ballade des Albums, die Kapitän Mittka auf der Nebelweide mit einer Stimme wie Honig umspielt. Ich habe in der letzten Zeit selten einen solchen Song gehört, der mich so berührt hat. Dieses Lied ist Gänsehaut pur. Ein weiterer langsam startender Song ist Die Turmuhr, der schnelle und druckvolle Refrain erschafft aber ein ausgewogenes und passiges Lied. Als weibliche Verstärkung für Vollbracht wurde Kat Dunkelbunt hinzugeholt, die leider etwas zu zaghaft klingt. Hier hätte ich mir eine stärkere weibliche Stimme gewünscht. Es tut dem gesamten Lied aber keinen Abbruch, denn das Liebeslied ist unglaublich schön und lädt schnell zum Mitsingen ein. Bass und Gitarre leisten einen sehr guten Job und bieten ein etwas ‚härteres‘ Lied, welches etwas heraussticht. Eine Huldigung an das Lieblingsgetränk der Band, der Absinth, gehasst wie geliebt, zieht sich leider ewig hin. Der Gesang macht es hier leider nicht besser. Die grüne Fee ist leider alles andere als magisch… Zu Beginn von Die Gedanken sind frei muss man sich etwas über die Melodie wundern, die bei erstem Hören nicht ganz zum Original passt. Doch beim zweiten Hören finden sich die Übereinstimmungen besser. Allerdings ist es wieder ein langsamer, auf ‚imposant‘ gepolter Song, der mir sehr ähnlich wie Grüne Fee vorkommt. Falltotum ist leider ein weiterer langsamer, balladenartiger Song. Auch der etwas druckvollere Refrain reißt das leider nicht mehr raus. Das, was am besten gefällt, ist hier wohl der Text. Gedanken, die ein Jeder schon einmal nach einer gescheiterten Beziehung im Kopf hatte, leider musikalisch nicht so aggressiv wie textlich.
Wie der Titel Traum im Traum schon vermuten mag, ein ruhiger, gefühlvoller Song, langsam und bedächtig. Da mir immer nur der Gedanke „Schon wieder so was langsames langweiliges?“ im Kopf herumschwirrt, kann ich mich leider nicht mehr recht auf den Text konzentrieren… „Endlich ein schnelleres Lied“ schießt mir bei (Kein Luftschiff) weit und breit sofort in den Kopf, und es bleibt flott! Ein sommerlicher Song, ein Festival-Song, der ein wenig an das Wacken Motto erinnert: „See you in Wacken, Rain or Shine!“. Gute Laune garantiert!
Das Luftschiff ist ein gelungenes Finale für das Album, ruhig, aber nicht zu ruhig. Ein tolles Zusammenspiel der Band, hier hört man auch endlich die härtere Seite Kapitän Mittkas Stimme. Ein episches Kriegslied.

Fazit:

Über den Äther ist im Großen und Ganzen ein gutes Album, das leider seine schwachen Momente deutlich zeigt. Für mich sind es zu viele langsame Songs, bei denen man das Gefühl von Kaugummi bekommt. Es zieht sich leider hin. Doch wenn La Frontera Victoriana mal loslegt, dann erschaffen sie tanzbare und eingängige Lieder, man merkt die sehr gute Zusammenarbeit aller Besatzungsmitglieder. Ich bin gespannt, was ich in Zukunft von Kapitän Mittka auf der Nebelweide und seiner Mannschaft zu hören bekomme

Das Album erhaltet ihr hier: Audio-CD | Download
(Nutzer von Amazon Prime, können das Album kostenlos streamen)
Release: 17.03.2017 Trisol
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