CD-Review: Spielbann – Die Ballade von der „Blutigen Rose“

Ein pechschwarzer Hintergrund. Die dichte Dornenhecke rankt sich unüberwindlich in die Höhe, umrahmt die kostbare Blüte auf ihre ganz eigene zärtlich-morbide Art, um den Schatz in der Mitte zu beschützen: Das Rosenherz. Blutrot erstrahlt es. Sinnlich, verführerisch und intensiv zieht die Rose in ihren Bann, lockt ihre Bewunderer schleichend ins Verderben, ist sie doch lange nicht so unschuldig, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Längst bilden sich filigrane Blutstropfen an den vollen Blütenblättern und lassen erahnen, welch’ finstere Intention diese Rose wirklich verfolgt. Schaut man genauer hin, offenbart sie ihr wahres Gesicht…
Jene schaurig-schöne Szenerie beschreibt das wunderschöne Artwork des neuesten Streichs aus dem Hause Spielbann und verrät eine ganze Menge über die jüngste Platte des charismatischen Gothic-Rock-Ensembles: Die Ballade von der „Blutigen Rose“. Verschiedenste Märchen und Erzählungen, bekannte und unbekannte, hat sich die Ausnahmeband genommen und in ihrem schwarzen Düsterkosmos neu gekleidet, auf spezielle Art und Weise vertont, dabei ungewöhnliche Perspektiven und Blickwinkel geschaffen und letztendlich in eine individuelle, immens anziehende und faszinierende Form gegossen. Textlich auf höchstem Niveau, von mitreißender Bildsprache gezeichnet, gleichermaßen emotional und bewegend, werden zehn Geschichten neu erzählt und interpretiert.
Denkt man an Geschichten, Erzählungen und Märchen, so bleibt ein Gedanke nicht fern: Der Gedanke an ihn; ASP… Gothic-Ikone und Inbegriff der düster-literarischen Erzählkunst, der diese in Vollendung beherrscht. Der Frontmann von ASP begleitet Spielbann schon seit einigen Jahren, war er es doch, der ihr großes Potential erkannte und bereits bei den Vorgängerplatten „Wiedergänger“ und „In Gedenken“ seine Passion, sein Können, seine Kreativität und Erfahrung – vor allem aber sein Herzblut in die Stücke mit einfließen ließ. Die Resultate sprachen für sich – es kam eine wahrlich magische, sehr fruchtbare Symbiose zwischen Spielbann und Großmeister ASP zustande. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Die Ballade von der „Blutigen Rose“ aus dieser wunderbaren Zusammenarbeit erwuchs. Für Spielbann war es sofort klar, nachdem sie ihr Märchen-Konzept erstellt hatten, dass kein Geringer als ASP seine unvergleichlichen Fähigkeiten als dichtender Erzähler mit einbringen sollte. Dieser zögerte zwar anfänglich, unzählige eigene Projekte hielten die Gothic-Koryphäe eigentlich gefangen, aber am Ende konnte auch er sich der schaurig-märchenhaften Idee von Spielbann nicht entziehen und brachte sich letztendlich mit fesselnden Geschichten und Kompositionen ein. Auch zeichnet er für die Ideen zum atemberaubenden Artwork verantwortlich, welches von niemand Geringerem als dem Künstler Pit Hammann in akribischer Feinarbeit illustriert und gelayoutet wurde.

Eines ist schon jetzt in Stein gemeißelt: Sich den verführerischen Klängen Spielbanns zu entziehen, entpuppt sich als unmögliches Unterfangen, wenn rockig-mitreißende („Hier kommt dein Tag“, „Tanz Königin tanz“) Tracks auf donnernd-explosive Gitarrenriffs („Unschönheit“, „Wo sie warten“) und düster-eingängige („Der volle Mond“, „Herz der Finsternis“, „Die Ballade von der ‚Blutigen Rose‘“) Kompositionen auf fragilste, traurige Melodiebögen („Meerjungfrauenbeine“) treffen, um in sehnsuchtsvollen („Heiße Asche“, „Dorothea“) Klangkaskaden zu gipfeln. Die Melange aus druckvoll-treibenden Momenten und jener zutiefst berührenden Melancholie und Tristesse lassen Die Ballade von der „Blutigen Rose“ zu einem virtuosen Kleinod für das schwermütige, dunkle Herz avancieren. Worte, die die Seele in Aufruhr bringen und dann wieder sanft streicheln. Jene kontrastreiche Poesie beherrschen Spielbann perfekt. Geschichten von finsterer Intensität, dabei aber voller märchenhafter Schönheit sind es, die das Gothic-Rock-Ensemble erzählt und somit etwas Einzigartiges entstehen lässt. Gekrönt wird die Klangkunst der fünf individuellen Charaktere durch den Wechselgesang von Seb Storm und der bezaubernden Nic Frost; zwei Stimmen, die nicht besser miteinander harmonieren könnten. Niemals waren Märchen verführerischer, als „Die Ballade von der ‚Blutigen Rose“.

Die Tracks:
Das Album liegt uns in der Standard Version mit 13 Tracks vor, welche wir euch im Folgenden vorstellen möchten. Der Erste Track heisst Hier kommt Dein Tag (Es war kEinmal). Der Song beginnt mit einem Synthie, bevor dann das Schlagzeig und die Gitarren einsetzen. Gleich in den ersten Sekunden merkt man, hier hat Mastermind ASP seine Finger mit im Spiel. Die Melodie ist eingängig und variiert von hart bis gefühlvoll. Die Gitarren setzen maßstäbe und der Gesang von Seb und Nic ist duettartig, und einfach gut anzuhören. Der erste Song des Albums geht direkt und mit voller Kraft ins Ohr und beisst sich gut fest. Ein toller Opener, der richtig rockt. Mit UnSchönheit kommt der zweite Song des Albums. Das Intro baut Spannung auf bevor das Orchester einsetzt. Auch dieser Song ist energigeladen. Als der Gesang einsetzt rück die Melodie in den Hintergrund. Die Stimme ist ein Sprechgesang, bis es zum Refrain übergeht. Auch hier sing Nic wieder die zweite Stimme. Inhaltlich ist der Song eine Anlehnung an das Märchen von Schneewittchen. Düster und Direkt kommt der Song daher. Der volle Mond steht überm Wald nennt sich der dritte Track. Er beginnt wie ein Electro Song. Aber auch hier wird der Synthie schnell durch die Gitarren und das Schlagzeug unterstützt. Bei diesem Song übernimmt Nic Frost die erste Stimme. Sie klingt harmonisch aber hat aber auch einen düsteren Beigeschmack. Der Song ist etwas seichter als die vorangegangenen 2 Songs. Mit geschlossenen Augen kann man die Situation und Atmosphäre, welche von dem Song kreiert wird gut nachempfinden. Ein sehr stimminger und gut gemachter Song. Weiter geht es mit Wo sie warten. Der Song beginnt düster im Hintergund ein Cello, auch dieser Song erinnert stark an die Handschrift von ASP. Nach knapp 35 Sekunden ist die Ruhe vorbei, dominante Gitarren ertönen und die Stimme, von Seb erinnert mich in diesem Song sehr an ASPs Stimme bei Denn ich bin dein Meister. Sie ist ruhig, herrisch und dunkel. Der Refrain, welcher von Nic Frost gesungen wird, ist harmonisch und heller. Bei diesem Song wirkt der Kontrast der beiden Stimmen einfach wunderbar. Diesen Song sollte man sich definitiv zu Ohren führen. Richtig genial. Herz der Finsternis ist eine Rocknummer, die unter die Haut geht. Hier kommt die Stimmvielfalt der Band richtig gut zur Geltung. Seb spricht düstere Choräle aber auch einen tollen Refrain zusammen mit Nic Forst. Die Instrumente in diesem Song sind klassisch bis rockig, und machen richtig Spass. Nun folgt die erste Ballade auf dem Album. Heiße Asche beginnt mit einem Klavier und Streichern, sehr dunkel und hoch emotional. Nic Frost übernimmt den Leadgesang. Der Song geht extrem unter die Haut und verursacht Gänsehaut. Tanz, Königin, tanz ist der 7. Song des Albums und mit einer Spielzeit von 3:58 Minuten der kürzeste auf dem Album. Der Song ist Energiegeladen, und auch auf diesem Song erinnert die Stimme wieder an ASP. Der Song könnte sich zu einem Livekracher entwickeln. Das Potential ist definitiv da, um die Fans anzuheizen und animiert förmlich sich zu bewegen. Das Duett von Seb und Nic, wirkt auch in diesem Song sehr abwechslngsreich und lässt auch in diesem Song alles andere als Langeweile aufkommen. Dorothea ist nun der längste Song des Albums. Ganze 6:39 Minuten hat man diesem Song Zeit gegeben. Und es war richtig. Denn der Song bietet einfach unheimlich viel. Beginnend mit ruhigen Melodien und einem harmonischen und ruhigen Gesang, vollzieht er nach 1 Minute einen Stilwechsel und wird mächtiger. Der gesang von Seb ist jedoch immernoch ruhig, variiert aber in der Dominanz. 6 Minuten zeit hat der Hörer in den Song einzutauchen und sich von der Geschichte des Songs mitreissen zu lassen. Meerjungfrauenbeine folgt nun. Der Song beginnt wieder sehr düster und basslastig. Kurze Zeit später fügen sich helle Gitarrenklänge, Streicher  und Flöten mit in die Melodie ein. Wir hören eine hochemotionale Ballade, von Nic Frost gesungen. Die Stimme ist klar und deutlich, und fabriziert Gänsehaut. Augen schliessen und einfach zuhören und treiben lassen ist das beste Rezept für diesen klasse Song. Nun endlich als 10. Track des Albums folgt der Titelsong. Die Ballade von der „Blutigen Rose“ ist mit über 6 Minten ebenfalls ein langer Song. Er beginnt fast episch, Geige, Schlagzeug, und Gitarre dominieren den Song, Noc und Seb erzählen die Geschichte von der Blutigen Rose. Ein sehr harmonischer Song der sich zwischen Ballade und Rocksong bewegt. Das war auch schon der letzte neue Song auf dem Album. Allerdings folgen noch 3 weitere Stücke. Als erstes folgt nochmal der Song Heiße Asche allerdings diesmal als Orchester Version. Und hier fährt Spielbann richtig auf. War der Song in der Original Version schon emotional, so toppt der nun folgende Song dieses nochmal um längen.  Begünstigt durch die Streicher wirkt dieser Song extrem gefühlvoll. Wahnsinn. Nic Frost zeigt in diesem Song eindrucksvoll das sie auch mit einem Orchester umgehen kann und das Sie eine großartige Stimme hat. Nun folgt eine Akkustik Version von Der volle Mond steht überm Wald auch dieser Song wirkt nun nochmal anders als die erste Version. Mir fällt es schwer mich zu entscheiden, welche Version ich besser finde. Beide Versionen sind gänzlich unterschiedlich, bieten dem Hörer aber sehr viel. Als letztes folgt noch eine Version dieses Songs, allerdings als Featuring von ASP persönlich. Wieder einmal bekleidet sich der Song mit einem gänzlich anderem Gewand. Der Gesang ist nun viel dunkler als in der vorangegangenen Version. Aber nach wie vor ist er hochemotional und einfach schön zu hören.

Fazit:
Eines kann man diesem Album ohne Frage geben. Das Prädikat Spitzenalbum. Das Album ist super produziert, bietet dem Hörer musikalisch eine große Spielwiese und ist das ausgereifteste Album, welches Spielbann bislang veröffentlicht hat. Unüberhörbar bei den meisten Songs ist die Handschrift von ASP. Hoffen wir, dass Spielbann sich trotz allem selbst treu bleiben und nicht den Versuch starten den Stil von ASP zu kopieren. Das wäre zwar mit nichten der schlechteste Künstler den man kopieren kann, aber Spielbann hat viel zu bieten und müssen sich nicht verbiegen um großartige Songs zu schreiben und auf der Bühne Ihre Fans zu unterhalten. Den Fans von Spielbann dürfte dieses Album durchweg gefallen und auch Fans von Dark Rock und ASP dürften sich dieses Album gerne in das Plattenregal stellen.

Spielbann – Die Ballade von der „Blutigen Rose“
Veröffentlichung: 13.01.2017 Trisol
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Das Album erhaltet ihr hier: Digital Download | Audio-CD