Das Finale um den deutschen Beitrag zum diesjährigen Eurovision Songcontest ist gerade erst ein paar Stunden beendet. Schon herrscht in den sozialen Medien ein Shitstorm. In diesem Artikel möchte ich einfach mal meine Gedanken zu diesem sehr kontroversen Thema mit euch teilen. Gerne seid ihr eingeladen, eure Meinung unter dem Post z.B. bei Facebook zu teilen.
Wie war das nun genau? Feuerschwanz hatte sich zusammen mit 8 weiteren Bands für das Finale des Vorausscheids für den ESC 2025 qualifiziert. In den Streamingportalen schien die Sache bereits eindeutig. Mit einem grossen Abstand belegte der ESC Song von Feuerschwanz den ersten Platz, was die Zahlen im Vergleich zu den anderen acht Anwärtern anbelangte. Von dieser Seite aus konnte man sich schon sicher sein, die Erlangener Mittelalter Folk und Metal Band wird den deutschen Beitrag für den ESC stellen. Nicht anders war es ja unterm Strich auch vor 2 Jahren als Lord of the Lost mit ihrem Song Blood & Glitter den Vorausscheid für sich entscheiden konnten. Wenn es einzig und allein nach dem Juryvoting gegangen wäre, hätten Lord of the Lost uns nicht beim ESC 2023 vertreten, da aber die Fanbase der Band so immens gross war und die Szene geschlossen hinter Chris Harms und seine Bandkollegen steht, konnten de Zuschauer das Ruder herumreissen und die Jury überstimmen. Vermutlich wäre es also auch in diesem Jahr genau so gelaufen, nur das der Protagionist nun Feuerschwanz hiess.
Wäre da nicht ein gewisser Stefan Raab gewesen, der sich in diesem Jahr dazu entschlossen hat, den ESC zur Chefsache zu machen. Hiess es in im Halbfinale noch, dass im Finale es einzig und allein auf das Voting der Zuschauer ankommen solle, hat man kurzerhand die Regeln für die Finalshow geändert und ein sozusagen Zwischenfinale eingeführt. Zunächst wird die Anzahl der Beiträge durch die Jury bestehend aus Yvonne Catterfeld, Nico Santos, Conchita Wurst und eben Stefan Raab selbst von 9 Songs auf 5 reduziert und dann hat tatsächlich das Publikum das letzte Wort. Warum hat man diese Regeländerung gemacht und was hatte ARD, RTL, NDR und natürlich Stefan Raab davon?
Gehen wir einfach mal davon aus, das Stefan Raab eine Band wie Feuerschwanz definitiv nicht beim ESC haben wollte. Ihm war mit großer Sicherheit klar, dass Feuerschwanz das Zuschauervoting eindeutig für sich entschieden hätten. Aber wieso hat er die Erlangener dann nicht bereits im Halbfinale herausgekegelt. Eine Möglichkeit wäre die Zuschauerquote. Feuerschwanz trug mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einen grossen Anteil dazu bei, das am Samstagabend die ARD eine Zuschauerquote verzeichnen konnte, welche seinesgleichen sucht. Schon alleine, die Tatsache, dass die Show künstlich in die Länge gezogen wurde, in dem jede Band 2 Songs singen musste (neben dem eigenen ESC Song musste jeden Band zuvor noch einen Coversong spielen), zeigt das man die Quote bis zum letzten auskosten wollte. In der Kuh war dieses Jahr eine Menge Milch also muss man sie doch quasi melken?
Eine Beseitigung von Feuerschwanz in der Halbfinalshow hätte sich auf die Zuschauerquote mit grosser Wahrscheinlichkeit negativ ausgewirkt. Und Herr Raab ist zum Erfolg verdammt. Zu gross ist der Druck, den er sich selbst durch seine Rückkehr ausgesetzt hat. Seine Show „Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“ liegt weit unter den Erwartungen und Hoffnungen zurück. Und auch die Show „Stefan & Bully gegen irgendson Schnulli“ hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Beide Shows sind einfach nicht innovativ und reissen das Publikum nicht, wie noch damals, von den Hockern. Da Stefan jedoch liefern muss, könnte die Qualifikation von Feuerschwanz für das Halbfinale, die Regeländerung und auch die Aussortierung der Band nach dem „kleinen“ Finale durchaus eine Berechnung sein, um die Band nicht zum ESC lassen zu müssen aber dennoch die Quoten mitnehmen zu können. So kann Raab im Nachhinein behaupten, er habe die Qualifikation zum ESC wieder zu einem medialen Grossereignis werden lassen. Naja immerhin hat dann eine Show, auch wenn es auf Kosten von Feuerschwanz ging, die Erwartungen erfüllt. Wie gross der Druck ist, dem sich Stefan Raab aussetzt kann man nicht an einer Aussage von ARD-Programmdirektorin Christine Strobl festmachen, in der es heisst, das Raab und RTL keine erneute Chance bekommen werden, wenn Deutschland auch 2025 wieder einen der letzten Plätze beim Eurovision Songcontest einnehmen wird und nicht gewinnt. (Siehe Focus online). Raabs Konter: „Ich mache das hier nicht, um Zweiter oder Dritter zu werden. Ich will gewinnen! Wenn wir nur Zweiter werden, können Sie mich danach auch abstrafen.“
Ob diese Gedanken der Realität entsprechen, kann ich natürlich nicht sagen, mich würden eure Sichtweisen wirklich interessieren.
Doch ich möchte hier nicht enden. War die unerwartete Regeländerung und der vorzeitige Rauswurf denn vielleicht auch für die Band ein Vorteil?
Hier bin ich der Meinung, das es unterm Strich für Feuerschwanz so wirklich bestmöglich gelaufen ist. Unterm Strich hat sich Feuerschwanz innerhalb der 3 Shows sehr gut präsentiert und sich einem sehr grossen Publikum gezeigt. Einem Publikum, wo es auch einen grossen Anteil derer gab, die im Vorfeld noch nie etwas von der Band wahrgenommen haben. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich das, in den Verkaufszahlen von Alben, aber auch auf Konzertbesucher und Hallengrössen die bespielt werden positiv auswirken. 1:0 Feuerschwanz. Und mal ehrlich sind Feuerschwanz jetzt nicht so ein bisschen etwas wie die Sieger der Herzen?
Gegen Feuerschwanz gibt es jetzt keinen Shitstorm, ganz im Gegenteil Fans und auch nicht Fans zeigen sich solidarisch mit der Band. Der „Bösewicht“ für die breite Masse ist Stefan Raab, der Feuerschwanz den ESC geklaut hat. Somit 2:0 für Feuerschwanz.
Und zuletzt, was wäre geschehen, wenn Feuerschwanz die Qualifikation wirklich gewonnen hätte. Wenn Feuerschwanz wirklich nach Basel gereist wäre und Ihren „Knightclub“ für Deutschland gesungen hätte. Hätte Feuerschwanz eine realistische Chance gehabt den ESC wirklich zu gewinnen?
Ich selbst sage nein. Vermutlich wäre Feuerschwanz, wie auch Lord of The Lost vor 2 Jahren, abgeschlagen auf dem letzten Platz gelandet. Auch ich war mir vor 2 Jahren sicher, Chris Harms und seine Bandkollegen werden den ESC rocken und werden das Dingen gewinnen. Und ich hätte Lord of the Lost, genau wie jetzt Feuerschwanz den Erfolg wirklich gegönnt. Aber man darf eines nicht vergessen. Der ESC hat seine eigenen Regeln. Und eine Regel besagt seit einigen Jahren „Deutschland 0 Punkte“. Woran das liegt, dazu möchte ich mich in diesem Beitrag nicht zu äussern. Aber Fakt ist einfach genau wie Lord of the Lost bedienen Feuerschwanz eine Szene, die schon einiges entfernt vom Mainstream unterwegs ist. Auch wenn vermutlich Feuerschwanz sogar noch eher im Mainstream unterwegs sind als Lord of the Lost damals, bin ich mir sehr sicher, dass man mit „Knightclub“ nicht den ESC gewonnen hätte und bestenfalls irgendwo im Mittelfeld unterwegs gewesen wäre. Somit bleibt den Erlangenern auch die Schmach eines Platzes unter ferner liefen oder gar Schlusslicht erspart. 3:0 Feuerschwanz.
Und wie ist das nun mit dem Beitrag der es nun geworden ist? Ich persönlich finde die Interpreten wirklich cool, der Song hingegen ist nicht ganz meins. Ob der Song die Qualität hat ganz weit vorne oder gar ganz vorne zu landen. Keine Ahnung ich weiss es nicht. Fakt ist, wenn wir nun wieder auf einem der letzten Plätze landen, dann dürfte die Karriere Stefan Raabs und sein Comeback einen nicht zu verachtenden Knacks bekommen, wenn Sie nicht sogar vorbei sein könnte. Und die Schuld daran trägt dann nicht Feuerschwanz.
So komme ich zum Schluss: Feuerschwanz 4 : Stefan Raab 0.