Happy 25. Hardcore-Birthday, Open Air Gränichen!

Wir gratulieren dem Open Air Gränichen zum 25. Geburtstag! Das Festival für Punk, Metalcore und Hardcore feierte am 2. und 3. August 2019 das Vierteljahrhundert mit einem erweiterten und sehr gelungenen Line Up. 26 Bands an zwei Tagen erwarteten die Gäste. Erstmals war der Anlass bereits vor der Türöffnung komplett ausverkauft, das heisst, pro Tag waren gut 3’500 und somit total über 7’000 Besucher vor Ort.

Die Main Stage eröffneten am Freitag Strained Nerve aus aus dem Nachbardorf Teufenthal. Mit ihrem Melodic Death Metal machten sie gleich mal das Tempo für die nächsten beiden Tage klar.

Sick of it all auf dem Open Air Gränichen

Was ist des Kantons Glarus berühmtester Export? Schabziger, der würzige Kräuterkäse. Und was ist das Lauteste aus dem Glarnerland? White Dog Suicide! Ebenfalls mit viel Würze und unbändiger Energie rockten die vier Jungs aus Linthal die Bühne in der Sounderia. Zum dreistimmigen Gesang der Saitenmänner stimmte das Publikum aus voller Kehle mit ein. So klingt Power-Punk aus dem Zigerschlitz!

CKY rockten die Bühne mit satten Riffs und einer teils souligen, sehr wandelbaren Stimme von Sänger und Gitarrist Chad Ginsburg, der mich irgendwie ein wenig an Prince erinnerte. Der groovige Rock und Metal-Sound des Duos heizte den Zuschauern an diesem hochsommerlichen Nachmittag noch mehr ein. Drummer Jess Margera ist übrigens der Bruder von Jackass Bam Margera, zu dessen Videos CKY auch Soundtracks produziert hat.

Die Luzerner Invoker knallten den Anwesenden mit viel Herzblut ihren wütenden Hardcore um die Ohren.

Punk-Rock mit Hardcore-Roots und klaren Messages brachten Ignite aus Kalifornien rüber, so sprach Frontmann Zoli Teglas die verbreitete Schmerzmittel-Abhängigkeit In den USA an. Die Musik kam aber natürlich auch nicht zu kurz, zu melodiösen Hymnen wurde auf wie vor der Bühne abgerockt.

Nach dem düsteren Tech-Death bei der Show von Virvum aus Zürich gings musikalisch etwas leichter weiter mit der Ska-Punk-Party von Less Than Jake. Zu einem Fest lädt man Freunde ein und das taten die Herren aus Florida dann auch: So war die Bühne schnell gut bevölkert mit Leuten aus der Crowd und die ausgelassene Stimmung schlicht grossartig.

Promethee aus Genf lieferten eine wuchtige Show und begeisterten damit die volle Sounderia.

Mit Sick Of It All betraten absolute Hardcore-Legenden die Main Stage. Lou Koller und seine Truppe zogen mit ihrem Sound die Menge in ihren Bann und liessen es so richtig krachen.

Deathcore, Djent, Progressive Metal und Modern Metal in gekonnter Kombination, all das lieferten After The Burial aus den USA.

Wer auf energiegeladene Tanzeinlagen und auch mal eine Kletterpartie am Bühnengerüst steht, wurde von Enter Shikari nicht enttäuscht. Rou Reynolds, der Frontmann der Briten stand kaum einen Moment lang still. Mit ihrem ganz eigenen Stil des elektrolastigen Post-Hardcore brachten sie das Blut aller in Wallung und boten eine geniale Show. Chris Batten, der Bassist feierte seinen Geburtstag an diesem Tag und wurde natürlich mit einer tollen Torte beschenkt.

Etwas ruhiger wurde es danach mit Monkey3, das bedeutet hypnotischen Instrumental-Sound. Ein gelungener Kontrast zu den Shouts und Growls, die diese beiden Tage dominierten, einfach zum Zuhören und sich wegtragen lassen.

Skindred hatten das Publikum vollends im Griff

Härter klang der erste Tag aus mit Siberian Meat Grinder, der Combo aus Russland. Sänger Vladimir als Bear Tsar, mit schwarzer Bären-Maske und seine Männer drehen Hardcore, Punk, Metal, High-Speet Thrash durch den Fleischwolf und knallen den Zuhörern das Ergebnis um die Ohren. Was für ein Kracher-Finish!

Tag zwei im Gränicher Moortal begann mit Jack Stoiker. Das bedeutet klare Worte und witzige Texte. Dies war der erste von zwei Auftritten, die Daniel „Midi“ Mittag an Gitarre und Gesang und Marc Jenny am Stehbass absolvierten. Zu diesem noch ziemlich frühen Zeitpunkt für ein Festival war der Zuschauerraum schon gut gefüllt.

Mit viel Power stürmten danach Lifecrusher die Stage der Sounderia. Die Zuger, mit zwei Mädels in der Band, Rami am Gesang, dynamisch trotz Erkältung, und Julia an den Drums sowie die Leute vor der Bühne waren nach diesem groovigen Hardcore-Auftritt bestens aufgewärmt für das kommende Programm.

Japan war auf der Main Stage zu Besuch, vertreten durch Crystal Lake aus Tokyo. Nu Metal vermischt mit Deathcore und Metalcore und eine energiegelandene Performance mit melodiösen Riffs und viel Heandbanging überzeugte die Schlachtenbummler vollends.

Eine etwas kürzere Anreise hatten Hellvetica aus Lenzburg. Die vier Jungs und Bassistin Sonja lieferten eine grossartige Trash-Metal-Show mit viel Action auf der Stage.

Dann folgte der zweite Auftritt der Herren des Eröffnungs-Gigs dieses Tages: Knöppel, diesmal mit E-Bass und verstärkt durch Drummer René Zosso. Die St. Galler wurden ihrem Ruf gerecht mit schweizerdeutschen Texten aus der Mitte – auch der des Lebens…

Chelsea Deadbeat Combo, die Hardcore-Truppe aus Herzogenbuchsee, gaben richtig Gas und peitschten den Moshpit an.

Der Auftritt von ZSK war eines meiner Highlights am diesjährigen OAG. Laut, deutlich und sehr sympathisch kamen die Wahlberliner, ursprünglich aus Göttingen, rüber! Eben Punkrock mit Herz und Hirn – und einer klaren Botschaft gegen Fremdenhass. Und in Feierlaune. Da wurden dann schon mal 50 Dosen Bier unter die Leute gebracht und das sogar zwei Mal! Ihr Skatepunk ist etwas von Feinsten, was man seinen Ohren antun kann. Gegen Ende der Show holte Sänger Joshi die Drummerin von Lifecrusher, Julia, auf die Bühne, um gemeinsam mit ihr den Song „Unser Schiff“ zu performen.

Metalcore auf dem Open Air Gränichen made by Caliban

Zürich zum Ersten: Die Punks von Überyou liessen es krachen und bedankten sich bei all den freiwilligen Helfern, die seit 25 Jahren dieses Festival möglich machen und freuten sich sehr, bei der 25. Ausgabe dabei zu sein. Dass sich die Herren auch um ihre Fans kümmern, war spätestens da zu erkennen, als diese mit Pfefferminzlikör verpflegt wurden. Es muss ja nicht immer Bier sein!

Metal aus dem Ruhrgebiet – das sind Caliban! Sie liessen die Main Stage erzittern mit ihrem Hardcore, mit clean Vocals und Shouts, satten Riffs und treibenden Beats. Die Wall of Death wurde zelebriert und richtig rund ging’s als Sänger Andy Dörner zu einem Mega-Circle Pit aufrief, bei dem die Zuschauer in vollem Tempo bis zuhinterst auf dem Platz mitmachten.

Zürich zum zweiten: Vale Tudo peitschten das Publikum vor der kleinen Stage mit ihrem genialen Hardcore an und die Leute waren nicht mehr zu halten. Kein Anzeichen war zu sehen, dass das Festival doch schon eineinhalb Tage und einige Gigs alt war…

Reggae und Metal – passt nicht? Passt doch! Skindred beweisen dies seit über 20 Jahren. Eine geniale Mischung mit Hip Hop- und auch Punk-Einflüssen versetzte das OAG zeitweilig etwas näher an Jamaica, und die Party zu diesem einzigartigen Sound ging sowas von ab.

Unhold aus Bern boten ein sehr dichtes Soundgeflecht, welches sie selber als „Alpine Distortion“ bezeichnen. Ruhigere Rhythmen, Growls und Klargesang, eine Mischung aus Hardcore, Metal, Stoner und und und… Wunderschöne, schwermütige Melodien schwangen durch die Sounderia.

Vor der Show von Thy Art Is Murder legten die Security-Leute ein Tänzchen im Bühnengraben hin, zusammen mit einem der fleissigsten Crowd-Surfer – man kannte sich ja inzwischen. Dies zu eigentlich nicht wirklich zum Line Up passenden Disco-Klängen, zu denen aber das Publikum bestens gelaunt mitfeierte. Dann wechselte der Musikstil wieder zur gewohnten Härte und die Australier liessen ihr Deathcore-Gewitter über die immer noch sehr zahlreich anwesenden Schlachtenbummler prasseln. Ein würdiger Abschluss für diesen grossartigen Event.

Ich fand das 25. Open Air Gränichen ein geniales, friedliches Festival mit einem spannenden und abwechslungsreichen Line Up, bei dem ich wieder einige für mich neue Bands entdeckte, die künftig in meinen Playlists vertreten sein werden. Einen grossen Pluspunkt finde ich, dass die Konzerte auf den beiden Bühnen sich nicht überschneiden, so dass man alle Bands miterleben kann und nicht vor die Qual der Wahl gestellt wird. Die Verpflegungsstände hatten ein abwechslungsreiches Angebot, von vegan bis zu Hot Dogs und Fackelspiessen, Bier und alkoholfreie Getränke waren an diversen Ständen verfügbar, so dass sich keine langen Schlangen bildeten. Eine kostenlose Wasserstation war ebenfalls wieder vorhanden. Es gab genügend Sitzplätze, viele davon im Schatten, so dass man sich zwischen Moshpit, Pogo und Feiern auch mal hinsetzen konnte. Die Security-Leute und die freiwilligen Helfer waren jederzeit freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Hier stimmte für mich einfach alles. Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr!

Hier gibt’s den Aftermovie zum Festival: https://www.openairgraenichen.ch/der-aftermovie-2019-ist-da/