Kanzler & Söhne: Interview mit Drummer Spike

Kanzler & Söhne ist eine brandneue Band, die jetzt ihr Debütalbum auf Napalm Records veröffentlicht hat. Durch die Wände heißt das Album und Name ist hier durchaus Programm. Astreiner Crossover in deutscher Sprache, unverschönt, direkt und hart. Das sind Kanzler & Söhne. Pixelreisen bekam die Möglichkeit mit Spike, dem Drummer der Band, ein Interview zu führen. Er stand unseren Fragen Rede und Antwort. Erfahrt in dem Interview, alles über die Band, die Entstehung von dem Album und wie es zu dem Namen Kanzler und Söhne kam.

Pixelreisen: Unter dem Namen Kanzler & Söhne veröffentlicht ihr nun euer Debütalbum, nachdem ihr im Vorfeld schon eine EP gemacht habt. Ihr macht Crossover auf deutscher Sprache. Crossover stand für mich in der Vergangenheit immer für englische Texte. Wieso habt ihr euch bewusst für die deutsche Sprache entscheiden?

Spike: Das war eigentlich eine ganz einfache Entscheidung, Vadder unser Sänger war schon immer in der deutschen Sprache musikalisch unterwegs und von daher war es klar, das auch Kanzler & Söhne deutsche Texte haben wird. Einfach, direkt und für jeden verständlich.

Pixelreisen: Direkt ist euer Album auf jeden Fall, ist euch das auch besonders wichtig. Kein Blatt vor den Mund nehmen und den Hörern direkt aufzeigen was euch nicht passt und was ihr zu sagen habt?

CoverSpike: Ja auf jeden Fall, wobei ich sagen muss, dass unsere Texte im Ursprung sogar noch direkter waren. Wir haben gewisse Texte im Nachgang ein wenig entschärft, damit es nicht Möchtegern Provokant herüberkommt. Aber natürlich geht es ja bereits mit „Schmerz“, dem ersten Track auf unserem Album direkt los. Da fallen ja häufiger Worte wie Hurensohn zum Beispiel. Aber das zieht sich ja auch nicht durch das komplette Album. Wir wollen auf jeden Fall provokante und harte Texte haben, dafür stehen wir in jedem Fall, aber wir versuchen es damit auch nicht zu übertreiben.

Pixelreisen: Wenn man sich eure Texte anhört, oftmals sind sie entweder sehr depressiv, und handeln von Menschen die keinen Ausweg mehr sehen, oder aber die Texte gehen in die Richtung: Scheiß drauf was andere Leute sagen und denken. Zieh Dein Ding durch und steh dazu. Ich fand die Mischung sehr interessant, denn oftmals hat man auf einem Album entweder das eine oder das andere Thema, während ihr beide bearbeitet, wieso habt ihr direkt beide Themen genommen?

Spike: Das Leben ist ja im Regelfall auch nicht nur schwarz oder nur weiß, sondern bietet ja auch verschiedenste Facetten und das spiegelt sich auch auf dem Album wieder. Viele Lieder von Kanzler & Söhne handeln auch von Selbstzweifel man hat hier die Wahl, man kann entweder in Angst und Zweifel versinken, oder aber man Mut fassen und es angehen. Unter dem Strich geht es um die Unzufriedenheit an sich. Und mal ist es besser etwas dagegen zu tun, oder aber es zu ertragen. Beide Themen werden auf dem Album behandelt.

Pixelreisen: Klar, und was inspiriert euch zu den Texten? Sind es eigene Erfahrungen? Geschichten aus dem Leben, oder rein fiktive Geschichten?

Spike: Natürlich spielt das, was wir erleben eine Rolle. Allerdings müssen das nicht zwingen 1 zu 1 Erlebnisse sein. Es sind keine biographischen Texte. Wir sind selbst unzufrieden und bringen das natürlich in unsere Texte mit ein, allerdings nutzen wir auch bewusst Übertreibungen und verpacken das in mitunter auch in fiktiven Geschichten.

Pixelreisen: Ihr tragt auf der Bühne und auch auf euren Pressefotos Masken. Haben die Masken für euch eine Aussage? Ist es bewusst gewählt, wer welche Maske trägt?

Spike: Nein, wer welche Maske trägt hat eigentlich keinen besonderen Grund. Aber das wir Masken tragen hat schon einen Sinn. Die Masken passen sehr gut in das Gesamtbild. Wir wollen halt, dass die Band für sich wirkt. Da spielen die einzelnen Personen die hinter den Masken stecken, und deren Biographien eine sekundäre Rolle, die Leute sollen sich viel mehr mit der Musik beschäftigen, und nicht mit den Personen die sie machen. Wir verstecken und nicht hinter den Masken, viel mehr rücken wir unsere Musik damit in den Vordergrund.

Pixelreisen: Was man über euer Debütalbum definitiv sagen kann, ist dass es sehr hochwertig klingt. Es gibt viele Bands die klingen auf Ihrem Debüt noch sehr unfertig. Bei euch ist das anders das Album klingt wie aus einem Guss, ist gut abgemischt und musikalisch auch auf einem sehr hohen Level. Habt ihr alle eine musikalische Ausbildung?

Spike: Die 3, die Instrumente spielen haben allesamt eine musikalische Ausbildung, definitiv und es ist interessant das Du genau das ansprichst, denn wir haben für dieses Album wirklich ein 2 wöchiges Intensivcamp veranstaltet, damit dieses Album wie aus einem Guss wirkt. Wir haben in den 2 Wochen vieles nochmal vereinfacht, wenn wir die ursprünglichen Versionen aufgenommen hätten, dann hätte man vermutlich tagelang darüber diskutieren können, welche Musikstile da nun drin sind. So wie sich das Album jetzt anhört, damit sind wir echt zufrieden. Und die 2 Wochen haben uns da glaube ich echt gut getan.

Pixelreisen: In euren Songs steckt nach wie vor aber eine Menge Power drin. Und ich glaube dass die ganze Sache live richtig gut rüberkommen wird. Wie waren denn die Reaktionen auf die ersten Live Auftritte von Kanzler & Söhne?

Spike: So oft haben wir ja leider noch gar nicht live gespielt. Wenn ich nachdenke kommen wir derzeit vielleicht auf 20 Konzerte. Und auf den bisherigen Auftritten war es immer sehr interessant. Die Leute wussten nicht was genau passiert und was abgeht. Aber die Leute, welche dann nach einem Auftritt das Gespräch mit uns suchen, sagen eigentlich immer, dass es geil war.

Pixelreisen: Crossover ist halt harte Musik, kombiniert mit Hip Hop oder Rap Gesang. Zwei Musikstile die sehr unterschiedlich sind. Mich würde interessieren, welches Genre ist auf euren Konzerten mehr vertreten? Hip Hopper oder doch eher Metaller?KANZLER-SÖHNE

Spike: Hm schwer, wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich vermutlich sagen die Hip Hopper. Wir haben auf unseren Konzerten bislang noch keine Menschen mit Kutten gesehen. Allerdings sehen wir auch selten typische Szene Hip Hopper auf unseren Gigs. Ich glaube es sind im allgemeinen Musikfans, die sowohl Hip Hop mögen als auch Metal und das ist auch gut so, bei Korn oder Limp Bizkit zum Beispiel ist es glaube ich auch schwer zu sagen, welcher Bereich da stärker vertreten ist.

Pixelreisen: Du hast eben gesagt, dass ihr noch brandneu seid. Ihr habt jetzt euer Debütalbum, noch nicht viele Konzerte gespielt. Aber ihr habt mit Napalm Records bereits ein großes Label hinter euch stehen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Napalm Records?

Spike: Wir haben letztes Jahr angefangen und ein Video gemacht, was wir in Eigeninitiative finanziert haben. Und 20 Minuten später hatte uns Napalm Records angeschrieben, und irgendwie ging das dann seinen Lauf, das war schon sehr witzig. Wir sind uns auch sehr schnell einig geworden und fühlen uns da jetzt auch sehr wohl. Das passt einfach richtig gut und wir sind froh, dass der Zufall es hier gut mit uns gemeint hat.

Pixelreisen: Wenn ihr an die Arbeit denkt, welche ihr jetzt in das Album gesteckt habt. War es euch von Beginn an klar, was da alles auf euch zukommt? Oder ward ihr an der einen oder anderen Stelle doch selbst überrascht was da alles an Arbeit drin steckt?

Spike: Ich glaube im Grunde war uns das alles klar. Und wir konnten das im Vorfeld schon sehr gut einschätzen. Allerdings gibt es dann hier und da auch Verzögerungen. So wurde das Album im Vorfeld von jemandem anderem abgemischt, womit wir sehr unzufrieden waren. Und dann musste das ganze nochmal gemacht werden. Und dann kam natürlich Zeitdruck auf. Ich glaube das war so ein Punkt, damit hatten wir so nicht gerechnet. Das Mixing und Mastering, das dauert halt alles. Und eigentlich ist ja alles schon fertig. Das war für uns sehr nervenaufreibend. Aber es hat sich gelohnt. Und das war schlussendlich das wichtigste.

Pixelreisen: Würdest Du sagen, dass ihr was eure Songs anbelangt, Perfektionisten seid?

Spike: Ja definitiv. Ich könnte selbst jetzt noch an den Songs rumbasteln und hier und da Kleinigkeiten verändern. Aber irgendwann kam halt der Zeitpunkt, wo man sagen musste: OK, das ist es jetzt. Und wir waren ja auch zufrieden. Aber etwas zum Verbessern finde ich zum Beispiel immer. Das wichtigste war uns, das das Album natürlich klingt. Das Schlagzeug sollte echt klingeln. Sonst hätte man das ganze ja auch mit dem Drum Computer einspielen können. Die Instrumente sollten echt klingen. Deshalb waren wir auch mit der ersten Version so unzufrieden. Die zweite gefällt uns da wesentlich besser.

Pixelreisen: Sind denn schon für die Zukunft live Auftritte geplant? Als Support für eine Band zum Beispiel?

Spike: Es gibt Planungen, aber es ist noch nichts fest. Da können wir derzeit noch nichts zu sagen. Der Plan war erstmal, das Album zu veröffentlichen. Dann haben wir auch etwas in der Hand mit dem wir uns bewerben können. Das ist nun der Fall. Und jetzt schauen wir mal, was sich entwickelt und ergibt. Wir haben mit dem Label gesprochen und der Plan ist, dass wir gegen Ende des Jahres dann als Supportband auf Tour gehen. Allerdings steht noch nicht fest mit wem. In naher Zukunft können wir da bestimmt mehr zu sagen.

Pixelreisen: Hättet ihr da denn einige Wunschkandidaten?

Spike: Das kommt drauf an, willst Du jetzt eine realistische Antwort oder eine Band wo wir von Träumen, die begleiten zu dürfen?

Pixelreisen: Sowohl als auch.

Spike: Also diese riesen Bands wie Korn oder Limp Bizkit wäre natürlich ein Traum. Das wäre der Hammer. Aber wenn es da keine extremen Zufälle gibt, wird das wohl nicht funktionieren. Ansonsten wäre mir das eigentlich egal. Es sollte halt passen, von der Musik her. Und dann wird das bestimmt auch genial.

Pixelreisen: Ihr wollt also in erster Linie in der näheren Zukunft euch einfach erstmal dem Publikum präsentieren und zeigen was ihr drauf habt.

Spike: Genau, das wir auf der Bühne stehen dürfen und unsere Songs präsentieren dürfen. Darauf haben wir richtig Lust, darauf freuen wir uns. Die Leute sollen uns und unsere Songs kennenlernen, unsere Musik.

Pixelreisen: Während der Entstehung eures Albums. Waren euch da Meinungen und Tipps von dritten Personen wichtig. Oder war es euch in erster Linie wichtig das es euch gefällt und dann kam erstmal lange nichts?kanzlerundsöhne_logo

Spike: Es gibt da schon einige Personen mit denen wir eng zusammengearbeitet haben während der Entstehung des Albums. Unter anderem Axel Hilgenstöhler, der in den 90ern bei Thump gespielt hat. Ihm haben wir das Album vorgespielt und der hat uns auch noch ein wenig geholfen. Unser Management hatte natürlich auch etwas zu sagen, genau wie das Label. Aber unterm Strich ist es unser Album und unsere Musik.

Pixelreisen: Ich möchte gerne nochmal auf euren Namen zu sprechen kommen. Kanzler & Söhne. Wie ist der Name entstanden?

Spike: So ganz genau kann ich dir das nicht mal sagen. Und war klar, es muss ein deutscher Name sein, da unsere Texte ja auch ausschließlich deutsch sind. Und irgendwann hatten wir den Namen und es Klang einfach geil, nach Macht, irgendwie böse, Kanzler.. ein typisch deutsches Wort.

Pixelreisen: Als ich den Namen zum ersten Mal hörte, kam ich nicht umher zu denken, das ihr in euren Texten auch auf Politik eingeht, was ja definitiv nicht der Fall ist. Kann es denn mal sein, das ihr in der Zukunft auch mal über politische Themen singt?

Spike: Da bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses nicht passieren wird. Das ist überhaupt nicht unser Ding. Wir schreiben lieber über die Menschen an sich, anstatt über Politik. Natürlich weiß man nie, was irgendwann mal passiert. Aber aus politischen Dingen halten wir uns eigentlich komplett raus, sodass ich nicht glaube, dass wir mal politische Songs haben werden. Ich selbst mag auch generell keine Songs die politisch sind, in welche Richtung auch immer sie gehen. Für mich passt das einfach nicht zusammen.

Pixelreisen: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ich danke Dir für dieses Interview und für Deine offenen Worte und wünsche euch natürlich ganz viel Erfolg mit eurem Debüt, und auch eine tolle Tour Ende diesen Jahren.

Spike: Ja vielen Dank.