München hat geTanzt!

Am Samstag, 10.11.2018 war es wieder soweit: Zum insgesamt 12. Mal fand das Tanzt!-Festival statt. Es wurde mittelalterlich im Backstage zu München, wo der Event bereits zum siebten Mal gastierte. Die Reise durchs Mittelalter wurde um 14.30 Uhr eröffnet von den einheimischen Spielleuten von Brachmond. Voller Energie legten sie los, vor bereits gut gefüllten Rängen. Nach 2016 waren sie zum zweiten Mal beim Tanzt! dabei und präsentierten Stücke aus ihrem Erstlings-Album Ascheregen. In den 4 Jahren ihres Bestehens haben sie eine mitreissende Mischung aus Rocksongs und mittelalterlichem Sound geschaffen, die Frontfrau Steffi mit ihren Kompagnons an Dudelsack, Flöte, Violine und E-Gitarre und -Bass mit viel Leidenschaft zum Besten gaben.

Schandmaul auf dem Tanzt! Festival in München

Die zweiten auf der Bühne an diesem Samstag waren Koenix aus der Schweiz. Mit ihrem unbändigen Folk und mittelalterlichen Melodien zu Sagen aus ihrer Heimat rissen Marco, Rino, Jonas und Michael die Zuhörer vom ersten Ton an mit. Bald tanzten und sangen die Fans bis zu hinterst im Raum mit, zu den Songs aus der zehnjährigen Bandgeschichte, die mit ihrem 5. Album Dekade 1 einer Best-Of-CD gekrönt wurde. Nebst Sackpfeifen, Flöten, Bouzouki, Drehleier und Davul kam bei den Männern aus den Schweizer Mittelland auch die Kuhglocke des Teufels zum Einsatz. Diese hat Drummer Tomi, gemäss überzeugender Erzählung der Männer, eigenhändig aus dem Haus des Luzifer geklaut hat. Ein wahrer Teufelskerl! Trotz kurzer Vorbereitungszeit, da ein Teil der Mitglieder zwei Stunden im Stau gestanden haben, lieferten meine Landsmänner ein tolles Konzert ab!

Aus St. Petersburg angereist waren, wie schon vor 5 Jahren, Troll Bends Fir. Die Russen um Frontmann Konstantin „Troll“ thematisieren in ihrem Folk Metal die skandinavische Mythologie und alles, was sich ums Bier und die Braukunst dreht. Die 1999 gegründete Band bezeichnet ihren Sound deshalb auch als Beer Folk. Gerstensaft floss im Zuschauerraum denn auch in Strömen und die Stimmung war auf wie vor der Bühne feuchtfröhlich. Die tiefe, raue Stimme des Sängers wurde kontrastiert vom melodiösen Gesang von Maria „Jetra“, die, wenn sie nicht gerade Flöte spielte oder sang, ausgelassen tanzte. Davon liessen sich die Anwesenden anstecken, sprangen und rockten begeistert mit.

Als vierte Formation an diesem Samstag enterten Ye Banished Privateers aus Umeå in Schweden das Festival. Mit ihren Freibeuter-Geschichten nahmen sie die Fans mit auf eine Reise über die Weltmeere und 300 Jahre in die Vergangenheit. Der bunte Haufen Piraten brachte die Stories in Ihren Songs sehr authentisch rüber, so wurde auf der Stage nicht nur gesungen und getanzt, sondern auch ertränkt und grausam gemeuchelt, dass das Blut nur so spritzte. Sängerin Magda hatte also einiges auf dem Kerbholz, davon liess sich aber die restliche Bande nicht beirren und feierte zusammen mit dem Publikum ihre Seemannslieder aus irischem und skandinavischem Folk. Diese Piraten wissen, wie man Stimmung macht!

Vroudenspil traten als Co-Headliner auf dem Tanzt! Festival in München auf

Lange mussten die Fans von Folkstone darauf warten, bis die Italiener nach drei Jahren wieder mal in Deutschland live zu sehen waren. Mit etwas Verspätung nach dem Umbau erklommen die Signori um Sänger Lore und Roberta an Harfe und Dudelsack die Bühne. Mit ihrem Folk Metal mit italienischen Texten zogen sie die Anwesenden von Beginn an in ihren Bann. Die erste Reihe im Publikum war zu einem guten Teil von italienischsprachigen Schlachtenbummlern besetzt, die alle Songs lauthals mitsangen. Die Truppe aus Bergamo begeisterte mit einem temperamentvollen Mix aus Mittelalter-Folk mit Dudelsäcken, Flöte, Harfe und Bombarden und hartem Metal. Ihre Energie übertrug sich denn auch direkt auf die Menge und so wurde gegen Ende der Show von ihren Anhängern wild Pogo getanzt!

Am inzwischen schon späteren Abend übernahmen Vroudenspil die Stage. Mit viel Tanz und Gesang rockten sie als Wiederholungstäter, die bei jedem Tanzt! dabei waren, die Bühne mit ihrem Freibeuter-Folk. Don Santo, seit eineinhalb Jahren Sänger von Vroudenspil und seine Bande brachten das Backstage mit Liedern wie Püppchen zum kochen. Die Münchner hatten sichtlich Spass, Phyra mit der Querflöte feierte, Der Kraken an den Drums, Freibeuter Petz am Dudelsack oder dem Saxophon und Der Seewolf am Akkordeon brachten den Raum zum beben. Dax Vom Berg schalmeite seinen Teil, wenn er nicht gerade Dudelsack-Klänge zum Besten gab und Absolem war für die Gitarrenklänge zuständig. Die Zuschauer dankten für die Darbietung mit viel Applaus.

Schandmaul, ihres Zeichens Headliner des Events, starteten mit einem Solo ihres Drummers Stefan, zu dem sich nach und nach die Damen gesellten, erst Birgit mit dem Dudelsack, dann Saskia von Ganaim an der Drehleier. Schandmaul hatten allen Grund zum feiern, denn vor 15 Jahren wurde an genau diesem Ort die Live-CD & DVD Hexenkessel aufgenommen. Birgit erklärte zur Erheiterung des Fans dass sie die Brokat-Hose, welche sie an diesem Abend trug, bereits vor 15 Jahren an hatte, ebenso wie Martin seinen Kilt. Frontmann Thomas und seine Truppe präsentierten eine Auswahl von Stücken aus Hexenkessel, begonnen mit Sturmnacht, über Teufelsweib und Walpurgisnacht, wie auch Tracks von den anderen Alben, wie Bunt Und Nicht Braun oder bei den Zugaben Krieger. Nach 20 Jahren Bandgeschichte ist die Sammlung an Songs natürlich riesig. Schandmaul wurden unterstützt vom Gastmusiker Der Seewolf an der Quetschkommode, der nach seinem Auftritt mit Vroudenspil bereits bestens warm gespielt war. Die fast ausverkaufte Halle feierte ausgelassen mit und feierte den Jubiläums-Auftritt und so verwandelte sich das Werk des Backstage in den buchstäblichen, brodelnden Hexenkessel.

Die Stimmung beim Tanzt! im Werk des Backstage war von Beginn bis zum Ende bestens und die Bands legten allesamt sehr viel Spielfreude an den Tag. Einziger Wermutstropfen waren die langen Wartezeiten beim einzigen Essens-Stand. Nur dank meinen lieben Freunden, die mir auch etwas für zwischen die Zähne organisierten, verpasste ich keinen der sieben Auftritte. Es wäre wünschenswert, mehrere Verpflegungsmöglichkeiten zu haben, da an einem 10-stündigen Anlass wohl kaum einer nur von Bier leben kann. Ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Facetten des Mittelalter-Sounds und die grossartigen Fans haben diesen Tag zu einem wundervollen Fest gemacht!